Der erste Mensch, den ich in diesem Leben gesehen habe, war im Oktober
1952, die Hebamme im Offenburger Krankenhaus, die mich aus dem Mutterleib
zog. Später erzählte man mir, der Storch hätte mich gebracht.
Aufgewachsen bin ich in Ortenberg, direkt unter dem Schloß. Zunächst
fuhr ich mit dem Dreirad im Hof herum. Manchmal wurde ich auch von Nachbars
Guller (Gockel) gejagt. Dies änderte sich aber als ich größer
wurde. Später besuchte ich den Kindergarten im Ort, der von drei
Katholischen Schwestern betreut wurde.
Das Schloß, (siehe
www.badenpage.de/kinzigtal/schloss-ortenberg
) und seine Umgebung
wurde in meiner Freizeit zum Spielplatz. Im Winter, wenn es Schnee gab,
fuhr ich mit dem Schlitten den Schlossberg hinunter. Im Frühjahr
freute ich mich über die ersten Blumen, blühende Sträucher
und blühende Obstbäume. Was ich eigentlich erst später
schätzen sollte, waren die blühenden Obstgärten. Es ist
nicht nur das Schloß, das für die ganze Ortenau steht, auch
das warme Klima, dass einen guten Wein gedeihen lässt und eben
diese blühenden Obstgärten.
Schon Mitte Mai frühstückte ich auf dem Kirschbaum die ersten
Griese. Und was für welche! Dann kamen die Erdbeeren. Am Rebhang
gab es jede Menge wilde Erdbeeren. Oberhalb meines Elternhauses, im
Schlosswald, gab es wilde Himbeeren und Brombeeren, im Garten gab es
Pfirsich-, Pflaumen-, Mirabellen -, Apfel- und Birnen-Bäume.
Im Herbst ging ich in den nahen Wald um Geschte (Maroni) einzusammeln.
Dabei musste ich auch durch den Weinberg, der damals während der
Beerenreife gesperrt und bewacht wurde. Da waren wegen den Vögeln
Böllerkanonen aufgestellt worden, die in Abständen donnerten.
Zwischen den Rebzeilen schlich ich den Berg nach oben. Ständig
auf der Wacht nach diesem Wächter, der dort mit dem Fahrrad auf
dem Rebwege entlang fuhr. Der Schweiß rann mir von der Stirn,
auch weil eben der Vater es mir verboten hatte und ich daher nicht entdeckt
werden wollte.
Ab und zu kostete ich von den Weinbeeren. Ich wusste genau wo welche
Trauben wuchsen. Da gab es Klingelberger (Riesling), Ruländer,
diese hatten eine rote Farbe, Spätburgunder (blaue), Gewürztraminer
und Müller-Thurgau. Am Waldrand wuchsen die Geschtebäume (Kastanienbäume).
Am Boden lagen die "Igeln". Diese wurden vorsichtig mit den
Fingern oder mit einem Stock geöffnet, so dass die Edelkastanien
(Maroni) heraus fallen konnten. Es war nicht angenehm, denn die Stacheln
konnten wunderbar pieksen.
Nach dem Kindergarten wurde ich eingeschult. Damals hieß es Volksschule,
später Grund-
und Hauptschule
. In Bayern gibt es immer noch Volksschulen!
Obwohl ich mit 4 Jahren im Radio nach Opern und Operetten suchte, hielten
mich meine Eltern für unmusikalisch. Trotzdem bekam ich Gitarrenunterricht
und bekam später ein Stipendium von der Stadt Offenburg für
die städtische Musikschule. In der Stadtkapelle Offenburg spielte
ich Klarinette.
Eigentlich wollte ich nach der Schule etwas künstlerisches machen,
aber meine Eltern bestanden darauf, dass ich etwas "Anständiges"
lerne. So wurde ich Betriebsschlosser.
Nach der Bundeswehr, dort war ich Zahnarzthelfer, besuchte ich die
Technische Berufsaufbauschule in Offenburg. In den Ferien verdiente
ich mein erstes Geld, dass ich für Farben und Pinseln ausgab. Die
ersten Bilder entstanden. Nicht unbedingt beeinflusst durch den Geist
der 68er, die in Freiburg und Heidelberg demostrierten, weil sie umsonst
Straßenbahn fahren wollten. Nein, es waren die Drogensüchtigen,
die als Wehrpflichtige eingezogen wurden und nun geistlos in den Gängen
der Bundeswehr-Sanitätsstationen wie Zombies herum lagen. Es waren
auch amerikanische Soldaten, die von Vietnam kommend, dort in Grafenwöhr
zwischengelagert wurden, weil man die so in den USA nicht präsentieren
wollte.
Beeinflusst wurde ich auch von François Villon, einem französchem
Dichter, der im Testament kein Blatt vor dem Mund nahm, Eugen Roth mit
seinen heiteren Versen und Juan Ramón Jiménez.
Es war auch die Landschaft der Ortenau, die mich sehr prägte. Vom
Schloß konnte man das Straßburger Münster sehen, manchmal
auch die Vogesen. Es war die weite Landschaft im mildem Licht und warmen
Farben, wo unter anderem Tabak angepflanzt wird. Da gibt es kleine Städte
wie Gengenbach und Zell Hamersbach, wenn man ins Kinzigtal reingeht.
Da ruhen Schwarzwaldhäuser wie Adlerhorste auf den Vorbergen. Es
ist die Vielfalt, die in der Ortenau geboten wird, an Wein, Obst und
Speisen und Landschaftsbeispielen in jeder Hinsicht. Vom selbst gebrannten
Schnaps, über geräucherten Speck, selbstgemachte Wurst, zu
Brägel (so eine Art Bratkartoffeln) und Pipiliskäs (Pipili
sind kleine Kücken, ähnelt einem Topfen oder Quark).
Zahlreiche Reisen unternahm ich durch Baden-Württemberg, Pfalz
und den Elsaß. Drei Jahren verbrachte ich in Stuttgart, ehe es
mich nach München verzog. Dort lernte ich den Künstler Waki
Zöllner kennen, der meine Technik verfeinerte und ich beschloß
danach, Profi zu werden. Statik 0, meine erste Künstlergruppe wurde
ins Leben gerufen. In Hamburg und München hatten wir unsere ersten
Ausstellungen. Bei der Ausstellung im Kunstpavillon im Alten Botanischen
Garten in München war auch der Engländer Glenn Rossiter mit
dabei. Mit Ihm zusammen gründeten wir die Künstlergruppe ER
Anfang der 90er Jahre. Als Wolfgang End aus dem Westend wurden meine
Ateliervernissagen in Westend und Umgebung bekannt.
Bui Quang Loc, ein Maler aus Vietnam, schloß sich Mitte der 90er
Jahre uns an. Zunächst nannten wir uns ERL, bis Loc uns anlässlich
einer Vernissage ein Plakat mit "Three Man" präsentierte.
Der Glenn fand diesen Name sehr lustig. Seither war dies unser Gruppenname.
Es gab Deutsche, sogar eine Zeitschrift, die versuchten uns zu korrigieren
und aus "Three Man" "Three Men" machten. Mein ehemaliger
Klassenlehrer meinte, wir könnten auch aus dem "a" ein
"ä" machen. Zahlreiche Sommerfeste , Vernissagen und
Modeschauen wurden im Perlacher Atelier seitdem veranstaltet.
Alle vier Wochen lade ich Kunstfreunde, Kunsthistoriker und Künstler
zu einer Tafelrunde
in
einem Schwabinger Lokal ein.
Seit Anfang des Jahres 2005 arbeite ich nun im neuen Atelier Wintergarten
in der bayerischen Gemeinde Puchheim. Der erste Bürgermeister,
Herr Dr. Kränzlein und zwei Gemeinderätinnen waren bereits
Anfang April zu Besuch.
(Wird fortgesetzt; siehe auch
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