■ Am Wochenende präsentierte ein neuer Künstler aus dem Landkreis im Puchheimer Wintergartenatelier von Wolfgang End in einer Performance seine Werke - jedoch ohne sein Gesicht zu zeigen (er sei verhindert, hieß es). Sein Name ist James Blackforest, seine Bilder in Acryl und Ölfarbe decken ein breites künstlerisches Spektrum ab. „Wie fast jeder Maler hat er mit Landschaften begonnen, später hat er sich in comicartigen Bildern versucht und pastellfarbene, diffuse Seelenbilder gemalt", erläutert End. Und End muss es wissen, ist James Blackforest doch in Wahrheit sein Alter Ego. Eine Figur, die er im vergangenen Jahr erfunden hat und deren Lebensweg er seither in Form von Fortsetzungsgeschichten im Internet konstruiert. „Ich habe eine eigene Webpage im Internet und habe für diese etwas über mich schreiben müssen, dabei habe ich festgestellt, dass ich viel lieber über jemand anderen schreiben würde", erzählt End. Damit war die Idee für ein Alter Ego geboren. Alle drei bis vier Wochen erscheinen seither neue Episoden von und über den Mann aus dem Schwarzwald, der als Hausmeister bei einer Kuckucksuhrenfabrik arbeitet, auf Ends Homepage. „In seiner Freizeit dichtet Blackforest minimalistisch reduzierte Verse und malt", so der Puchheimer.
Gedämpfte Farben
Immer ist dabei aber vor allem der subtile, versteckte Humor Ends spürbar. Ein Hinweis darauf, dass er sich selbst nicht übermäßig ernst nimmt und der auch in seinen „eigenen" Bildern sichtbar ist. Jenen großformatigen, poppig bunten Arbeiten, zumeist voll üppiger, nackter Frauen, in denen immer auch eine Weißwurst zu sehen ist. „Im Landkreis bin ich quasi als Weißwurst-Maler bekannt", schmunzelt End. Die Figur des James Blackforest ermöglicht es ihm nun, auch andere künstlerische Wege zu beschreiten. „In den letzten Tagen habe ich nur Blackforest-Bilder gemalt und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht", erzählt er. Gedämpfte Farben, wenig Menschen, Naturalistisches ohne Überzeichnung.
Doch das wohl erstaunlichste an der „Blackforest"-Ausstellung sind weniger die Bilder, sondern deren Rahmen. Die schmalen blauen Holzrahmen stammen nämlich aus dem Münchner „Haus der Kunst", und wie die Aufkleber auf der Rückseite belegen, steckten in ihnen einst Arbeiten von Berühmtheiten wie Max Beckmann, Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Paul Klee. „Ich habe früher als Techniker im Haus der Kunst gearbeitet und bei einer Entrümpelungsaktion durfte ich die Rah men mitnehmen", erzählt End. Nun beheimaten sie die Bilder seines (noch) gänzlich unbekannten Alter Egos, nicht ohne durch diese Konstellation einmal mehr den Humor Wolfgang Ends deutlich zu machen. aht