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Die Geschichten: James Blackforest

6. Der Nachtwächter von Gengenbach

Claudia und James setzen sich an den Tisch am Fenster im Restaurant. Der Kellner begrüßt sie.

Kellner sind außerhalb von Bayern sehr sehr freundlich. Laut dem Bayern-Experten und Kaberettisten Christian Überschall gelten in Bayern Kellner als freundlich, wenn sie nicht handgreiflich werden.

Er zündet die Kerze an, die auf dem Tisch steht. Nun überreicht er die Speisekarten und geht zum nächsten Tisch, um dort die übrigen Teller abzuräumen. Im richtigen Augenblick steht er wieder an Claudias und James Tisch bereit, um die Bestellung aufzunehmen. Der bayerische Kellner würde sagen: „Ham'mas?“, er fragt aber: „Haben sie etwas gefunden?“ James und Claudia geben in Ruhe die Bestellung auf. Claudia und James schauen sich jetzt in die Augen und Claudias Hand legt sich auf James Handrücken. James laufen Ameisen die Wirbelsäule rauf und runter, um sein Gefühl zu beschreiben. Der Kellner stellt den Wein auf den Tisch. Beide heben das Glas, Claudia hat einen Gengenbächer Spätburgunder Weißherbst und James einen Gengenbächer Silvaner, und stoßen an. Ohne sich aus den Augen zu verlieren, nehmen sie einen Schluck. Wortlos, aber mit den Augen wird die Kommunikation weitergeführt. Claudias Füße berühren jetzt James Waden. Der Kellner bringt nun den Fisch. Claudia hat eine Forelle mit Knoblauchsoße und Salzkartoffeln, James eine panierte Forelle mit Buttersoße und Salzkartoffeln. Wortlos essen sie. Hinterher gibt es gemischtes Eis mit Sahne. Zum Abschluss genießen beide einen Himbeergeist. James begleicht die Rechnung.

James zeigt mit dem Finger zum Himmel. Es ist Vollmond.
„Ist der schön und dazu die angenehme milde Luft“`, flüstert Claudia: „Wir gehen noch nicht nach Hause!“
„Wir können drunten in Gengenbach noch spazieren gehen“, so James.
„Eine gute Idee,“ erwidert Claudia.
Vor dem Auto, wie von Geister Hand, kommen sich beide Körper näher. James Arme legen sich um Claudias Hüfte, während Claudias Arme James Hals zärtlich in die Zange nehmen. Beide schließen die Augen, während die Lippen einander berühren. Es ist der erste Kuss! Nun schauen sie sich wieder in die Augen. Die Lippen berühren sich zum zweiten Mal. Jetzt aber etwas länger. James und Claudia können nicht genug bekommen. Der Bach plätschert vor sich hin. Ein leichter Wind lässt die Blätter der Bäume summen. Von der Ferne hört man ein Glockenläuten. Die Zeit hat keine Bedeutung.

Claudia und James fahren die Oberdorfstraße hinunter, durch den Obertorturm zum Marktplatz. Beim Kinzigtor finden sie einen freien Parkplatz. Hand in Hand gehen sie nun zurück zum Röhrbrunnen. Aus dünnen Rohren plätschert das Wasser in ein großes Becken. Der 'Schwed', ein Ritter, der auf einem Sockel mitten im Brunnen steht, passt auf die Geranien auf.
Arm in Arm geht es jetzt in die Höllengasse, vorbei an den romantischen Fachwerkhäusern. In der Engelgasse, dort sind weitere Fachwerkhäuser mit Überhängen, die dadurch in den oberen Stockwerken mehr Platz bieten.
„Oh ist das romantisch hier und so mittelalterlich“, so Claudia.
„Oh sieh, der Nachtwächter kommt“, sagt James.

Leise hört man jemand singen:

„Höret was ich euch will sagen
Unsere Glock hat Elf geschlagen
Elf der Jünger blieben treu
Einer trieb Verräterei
Menschenwachen kann nichts nützen
Gott muss wachen, Gott muss schützen
Herr durch Deine Lieb und Wacht
Schenk uns eine gute Nacht“

Um die Ecke, man sieht zunächst einen langen Schatten auf der Wand, kommt der Nachtwächter. (Link zum Nachtwächter von Gengenbach Wolfgang End - externer Link). Er hat einen langen geschlossenen Mantel am Leib. Auf dem Kopf trägt er einen großen schwarzen Hut. In der rechten Hand hält er eine große Stange, in der linke eine Laterne. Man begrüßt sich. Claudia und James erzählen vom neuen Glück. Der Nachtwächter erzählt ihnen Verschiedenes aus den Gassen. Es wird berichtet, dass es in dem Viertel geistert. Der letzte Türmer, der Göppert-Päberer, treibt hier sein Unwesen. Karl Göppert war von 1898 bis 1919 Türmer auf dem Kinzigtorturm.
Sein Kopf befindet sich unter einer grauen Maske. Es wird behauptet, er würde in den Gassen sein Gesicht suchen.

(Nur für die Bayern, die anderen verstehen es eh: Eine Päber ist ein Blasinstrument und ein Päberer ist ein Bläser oder ein Musiker von der Blechkapelle. Päbern ist auch das einheimische Wort für Saufen.)

Man spricht noch über den Bayerischen Rautenfisch, der noch vorzüglicher schmecken soll als die beste Gebirgsbachforelle. Die Badenwürttembergische Landesregierung hat jedoch vor dem Verzehr gewarnt, weil bezüglich Nebenwirkungen und Verträglichkeit keine Forschungsergebnisse vorliegen. Professor Hubertus Häberle vom Institut für Gliederfüßler, Wirbeltiere und Bayerische Rautenfische in Tübingen konnte keine organischen und genetischen Veränderungen bei Ratten feststellen. Ebenso auch bei den Affen. Die ließen sogar die Bananen liegen. Fanatische Tierschützer ketteten sich nackt an das Eingangstor zum Institut, um so gegen die neuen Tierversuche zu demonstrieren. Nur Rinder zeigten eine Abneigung. Sie ließen die Fische liegen und fraßen den wohlduftenden Klee. So gibt es wohl auch keine Anzeichen von BSE.
Der Nachtwächter verabschiedet sich, denn zu Hause wartet seine Frau.

Claudia und James stehen nun vor dem Schwedenturm. Der Vollmond sendet ein mildes Licht, das in den Gassen auf dem Pflaster und der Hausmauer reflektiert. Claudia und James schmiegen sich aneinander. Die Lippen berühren sich. Die Zeit ist nur ein Faktor wie Raum, Materie und Energie. Die Berührung dauert sehr sehr lange. Man nimmt eine kurze Atempause. Die Berührung wird fortgesetzt. Ein sanfter leiser Wind wärmelt durch die Gassen. „Klimm – klimm-bim- kling“
„Hörst du das auch, James?“, flüstert Claudia, die die Berührung unterbrach.
„Klimm-Bim—Klingkling-Bim“
„Ja, ich höre das auch, Claudia“, lispelte James.
„Bim-Klingkling-Bimbim—Kling- KlingKlingklingbim-“.
In der Ferne sieht man eine kleine Gestalt, die immer näher kommt.
„Klimbim-Bimklimbim- Klingklingbim-Kling-Kling“.
In der Hand hält er ein Wasserkrug. Mit weißem Hemd und grauer Weste ist sein Oberkörper bekleidet. Er trägt schwarze Schuhe, weiße Kniestrümpfe, eine lederne Kniebundhose, der Beweis, dass die Bayern die Lederhose nicht erfunden haben! Auf dem Kopf trägt er eine graue Maske. Die Münder von Claudia und James formten sich zu einem großen O.
„Was ist denn das?“, fragen beide im Duo.
„Hallo. Ich bin der Göppert-Päberer, der letzte Türmer vom Kinzigtorturm. Ich sammle für mein neues Gesicht“, sagt er und er schüttelt die Wasserkanne, die zu einer Sammelbüchse umgebaut ist.
„Wo hast Du dein Gesicht?“, fragt Claudia cool, James hat eine Maulsperre, hätte eh gestottert.
„Ha, habe ich vor langer Zeit verpäbert (versoffen) in der Weinschenke, die es heute nicht mehr gibt. Aber, ich kenne einen Künstler, der mir so ein neues Gesicht machen würde. So bräuchte ich mich dann nicht mehr gesichtslos im Museum im Kinzigtorturm den Besuchern zeigen,“ schildert der Göppert-Päberer.
James gib ihm einen Fünfzig-Euro Schein und Claudia rundet das ganze auf Hundert! Der Göppert-Päberer gib Claudia und James seine eisige Hand zum Abschied und verpufft sich in der Luft.
Wenn den beiden der Fünfzig-Euroschein im Geldbeutel nicht fehlen würde, sie würden das Gesehene und Erlebte nicht glauben. Arm in Arm gehen sie zum Obertorturm. Von dort zurück zum Rohrbrunnen, wo sie der alte 'Schwed' grüßt und weiter bis zum Auto, das vor dem Kinzigtorturm parkt. Bevor sie einsteigen, werfen James und Claudia einen Blick hoch zur Turmstube im Kinzigtorturm. “Da oben brennt noch Licht“, flüstert Claudia. „Der Göppert-Päberer wird jetzt sein gesammeltes Geld zählen, bündeln und rollen, damit er es bei der Stadtsparkasse einwerfen kann“, raunt James.

Claudia und James fahren nun zur Hauptstraße vor zur L99, weiter an der Möbelfabrik Sofa stabil und wurmfrei AG vorbei Richtung Reichenbachtalstraße, bis an das Ortsschild Ohlsbach. Mit weit unter fünfzig Stundenkilometern fährt Claudia durch die Ortschaft. Auf der Landstraße nach Ortenberg erhöht sie wieder die Geschwindigkeit. Nun ist sie in der Kinzigtalstraße in Ortenberg.
Der Vollmond gibt dem Schloß eine unwirkliche und geisterhafte Gestalt. Um die Straßenlampen herum sieht Claudia Fledermäuse flattern. Obwohl Sie nicht an Dracula und Vampire glaubt, fröstelt es sie den Rücken hinunter. Ab der Bahnhofskurve fühlt sie sich ein bischen wohler. Bei der Ochsenkurve biegt sie dann ab in den Bühlweg, fährt hoch bis zur Bühlwegkirche und hinunter nach Käfersberg. Im Hof stellt sie das Auto ab. Beide steigen aus dem Auto. Claudias Knie fangen an zu zittern. James nimmt Claudia in die Arme. Durch den Hintereingang gehen beide in James Haus.

Beide sitzen nun bei gedimmtem Licht auf dem Sofa. Claudia möchte diese Nacht bei James bleiben. Erst jetzt gehen die vergangenen Erlebnisse durch Claudias Kopf. Unter einer dicken wollenen Decke liegen beide umschlungen auf dem Sofa. Claudia berührt mit dem Mund James Hals, liebkost James rechtes Ohr und lässt dann ihren Kopf auf James Schulter liegen. James linke Hand wandert seitlich an Claudias Hüfte entlang, hinauf unter den Oberarm, bis zur Achselhöhle, wo es wonnig warm ist. Nun berührt die Hand Claudias Hals, tastet das rechte Ohr ab, spielt mit Claudias Haar. Claudias rechte Hand öffnet einen Knopf von James Hemd, fährt hinein und bleibt auf der warmen Brust liegen. Nun fährt James Hand wieder abwärts, am Hals vorbei und bleibt mit der hohlen Hand auf Claudias rechter Brust liegen. James zieht die Hand von Claudias Brust wieder ab, doch Claudias Hand legt James Hand wieder auf die rechte Brust. James Hand öffnet nun Claudias Bluse. Der BH fühlt sich hart und unwirtlich an. Wie eine Mauer schützt der BH den weichen Inhalt. James linke Hand öffnet hinten den BH. Nun hat James rechte Hand freie Fahrt. Zärtlich robbt die Hand vor bis zum Vorhof der Brustwarze. Mit dem Zeigefinger kreist er nun, mit immer enger werdenden Kreisen, um den Vorhof, bis zur Brustwarze. Claudias Hand legt nun James Hand flach auf die Brust, denn sie wollte jetzt Ruhe haben. Beide schlafen ein.

In der nächsten James Blackforest Geschichte geht es weiter:
Claudia und James sind ein Paar -
Der Panoramaweg durch die Weinberge von Ortenberg

07.11.2005

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