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Die Geschichten: James Blackforest

James Blackforest: Die Umstrukturierung

14. Die Umstrukturierung

Es schneit. Der Frühling sollte schon längst da sein, aber es schneit! Claudia und James sind in Puchheim. Der neuste Kunstverein ARTtoUS e.V. feiert seine Gründung im Ends Atelier Wintergarten. Überall im Atelier stehen Leute mit Proseccogläsern in der Hand herum. An den Wänden hängen Bilder von Sabine, Thomas, Loc, Glenn und vom End. Über Ablagen und Tische sind Frühlingsblumen und Salzgebäck verteilt.

Im vorderen Teil des Ateliers stehen jetzt die Leute dicht gedrängt beisammen. Klar! Drei junge Frauen einer Tanzschule stehen fast pudelnackt vor der Ostwand des Ateliers. Die Künstler Loc, Glenn, Sabine und der End bekleiden sie mit Musikuntermalung von DJ Welli nun mit dem Pinsel. Es ist Bodypainting!
Zuerst bemalt man die Vorderfront der jungen Frauen. Die Frauen drehen sich jetzt um, nun bemalen sie die Rückseite der Frauen. Flink huschen die Pinseln über die Körper, denn die Künstler haben nur eine halbe Stunde Zeit. Dies ist auch ein gefundenes Fressen für den Fotografen der Süddeutschen Zeitung. (Bilder siehe unter Vita & More )


Am 8.April hat James seine Eröffnung seiner Ausstellung im Atelier Wintergarten. Er muss noch viel malen und dichten. Soll er mit Claudia dort auch so ein Bodypainting machen? Begeistert dafür wäre er schon. „Nee-nee, das machen wir später einmal. Aber, in Käfersberg wäre das undenkbar. Vor allem, was der Bürgermeister da denken würde. Der hat ja dem End auch schon einen Busen zensiert.“, so denkt der James vor sich hin.

In der Heinrich-Hertz-Straße in Offenburg ist der Frühling bereits präsent. Schneeglöckchen und Weidekätzchen blühen um die Wette. James und Robert kehren den Streusplit auf Gehweg und Parkplatz auf dem Gelände der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden zusammen. Herumliegende Äste und Unrat sammeln sie ein, die Spuren des Winters werden beseitigt. Es ist Frühling, die Vögel pfeifen sehr laut.
Frau Blinzeltreu, die Geschäftsführerin der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden, stellt ihr Auto auf dem Parkplatz ab. „Mann, heute pfeifen die Vögel aber laut und diese warme Luft“, denkt Frau Blinzeltreu.
“Hallo ihr beiden! Kommt doch mal mit in mein Büro. Ich habe so eine Idee.“ ruft Frau Blinzeltreu begeistert den beiden zu. An der Rezeptionistin, Frau Edeltraud Bleibdraußen, geht es vorbei in den langen Flur. Die zweite Tür rechts führt in das Büro von Frau Blinzeltreu. Dort werden sie von der Sekretärin Margit Sieferle aus Ortenberg begrüßt.
„So, nehmt doch Platz“, bittet Frau Blinzeltreu, „Margit, mach doch bitte für uns einen Kaffee!“. Man sitzt am ovalen Konferenztisch, die letzte Ausgabe des Ortenberger Narrenblattes liegt in der Mitte des Tisches. Daneben steht eine Blumenvase mit frischen Schnittblumen.

„Lieber James, ich weiß, Du würdest am liebsten nur malen, wenn Du könntest. Aber andererseits möchte ich Dich als Hausmeister, eher ein 'Mann für alle Fälle', nicht verliehren. Aber, dass Du mehr zum Malen kommst, mache ich Dir einen Vorschlag“, eröffnet Frau Blinzeltreu das Gespräch.
Es klopft an der Türe und Frau Anneliese Kuhweide vom Verkauf Export tritt ein: „Die Handelsniederlassung in Peking hat 867 Kuckucksuhren Marke Schwarzwaldduft bestellt!“
„Sehr gut, macht weiter so“, bestätigt Frau Blinzeltreu. Margit serviert den Kaffee, der so herrlich duftet. Frau Blinzeltreu führt nun das Gespräch weiter: „Du musst Deine Hausmeisterei vergrößern. In Uffhofen, in der Kastanienallee, hätte ich noch eine Wohnanlage, die Du betreuen könntest. Der bisherige Hausmeister, der mit seiner Familie dort wohnt, geht ab 1. Mai in den Ruhestand. Ich kenne den Hausverwalter sehr gut, es ist mein Ehemann, er würde Dich auf jeden Fall nehmen. Zusätzlich gäbe es noch eine Wohnanlage in der Augustastraße, ab 1. Juni.“

Es klopft wieder an der Türe. Frau Verena Wackelpudding vom Kuckucksuhrenlagerverkauf kommt herein: „50 Kuckucksuhren, Marke ’Pfeifffröhlich’ wurden soeben verkauft. 12.000,00 Euro Umsatz schon jetzt diese Woche!“
„Brav, mach weiter so“, lobt Frau Blinzeltreu.

James ist platt. Mit so etwas hätte er nicht gerechnet. Da könnte er nicht nur Robert behalten, er könnte zusätzlich auch Claudia einstellen. Und Frau Weber könnte die Buchhaltung und den Telefondienst machen.

Nachdem die Außenanlage der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft in Ordnung ist, fahren James und Robert Richtung Innenstadt. Gleich am Anfang der Gerberstraße finden sie einen Parkplatz. Robert löst einen Parkschein. Sie gehen die Spitalstaße hoch. In der Ritterstaße treffen sie Claudia, in Uniform der Kommunalen Parkraumüberwachung, wie sie gerade einen Überweisungsträger hinter den Scheibenwischer eines Autos klemmt.
Claudia umarmt James: „Hast Du einen Parkschein gelöst?“
„Nein“, antwortet James.
„Aber ich“, gibt Robert zur Antwort. Man erzählt ihr, was gerade Wundervolles passiert ist.

Claudia kann nicht mit zum Kaffeetrinken, denn sie ist im Dienst. James und Robert gehen weiter die Spitalstaße hoch. Dort an der Ecke Steinstraße ist ein Cafe. Sie setzen sich an einen runden Tisch und studieren die Karte. Die Bedienung kommt zum Tisch. Robert bestellt sich einen Cappuccino und eine Flockensahne-Torte, James ebenfalls Cappuccino, dazu aber einen Käsekuchen.

Auf der Nachbarbank liegt eine Tageszeitung. Robert ergreift sie und blättert ein wenig. Nun runzelt er die Stirn: “James, pass auf, da steht etwas:

Geisterfahrerin meldet der Polizei Falschfahrer

Ein Witz wird Realität:
Eine Österreicherin hat der Polizei völlig erschrocken jede Menge Geisterfahrer auf ihrer Autobahn gemeldet. Die Beamten forderten die verwirrte Frau auf, sofort zu stoppen – sie waren wegen einer Falschfahrerin bereits alarmiert worden. Die Geisterfahrerin war am Freitag ....!“

„Weißt Du was, Robert, am Samstag treffen wir uns alle in Käfersberg. Wir sprechen über die die neue Situation und planen, wer was und wie etwas in der neuen Firma macht. Danach wird gefeiert“, erklärt James Robert.

„Vielleicht mit Bodypainting, so wie der End“, sagt Robert dazu.
„Du Witzbold“, kontert James, aber ich könnte so etwas wie eine Vernissage machen. Für eine offizielle Vernissage ist es für dieses Wochenende viel zu spät, aber ich könnte Freunde und Bekannte einladen. Überall im Atelier, in Wohnzimmer und Flur, werde ich meine Bilder hängen. Dann werde ich einen Teil meiner Gedichte vortragen, wenn es die Leute so wollen.

Es ist Samstag. Am Geländer an der Treppe beim Vordereingang montiert Robert eine Lichterkette. Frau Blinzeltreu fährt mit ihrem Auto in den Hof. Sie findet dort einen Platz, wo sie ihr Auto abstellt. James begrüßt sie. Sie hat verschiedene Brote und viele Brezen bei der „Christa“ gekauft. Gemeinsam tragen sie die Backwaren in die Küche. Claudia und Angela sind fleißig beim Dekorieren. Guntelhild Weber aus der Wohnanlage in der Hildastraße poliert gerade in der Küche die Gläser.
Die Bilder hängen bereits. Aber, die Titel fehlen noch. Eine Preisliste hat er keine, denn es ist auch nur eine private Feier. Frau Blinzeltreu fährt wieder weg, um ihren Mann zu holen.

So gegen 19.00 Uhr sitzen wieder alle in der Küche beisammen. Man spricht über die Umstrukturierung und Erweiterung der Hausmeisterei.

Man ist sich auch schnell einig. Es klingelt. Angela öffnet die Vordertür. Es ist der Wassermeister aus Ortenberg mit seiner Frau.
„Kommt rein“, ruft James. Man begrüßt sich.
Es läutet wieder. Jeanny und Werner von der Non-Cactus-Butic stehen mit Frühlingsblumen an der Türe. Frau Edeltraut Bleibdraußen, die Rezeptionistin der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden, die auch in der Wohnanlage in der Hildastraße wohnt, kommt die Treppe hoch. Es folgt ihr die Familie Pfenniggut, die ebenfalls in der Wohnanlage Hildastraße wohnt. Werner Pfenniggut ist Kaminkehrermeister. Er kommt mit seiner Frau Chrimhild, Teenager-Tochter Karin und den „zwei Heiligen“. Wer es noch nicht weiß: Die Zwillinge Peter und Paul sind durch ihre Streiche im Stadtviertel bekannt und werden nur noch die „zwei Heiligen“ genannt. Damit man die beiden auch unterscheiden kann, trägt Paul eine rote Mütze und Peter eine blaue Mütze. Nur die Mutter kennt die beiden auch ohne Mützen. Nicht selten haben die beiden die Mützen vertauscht. Erst kürzlich haben sie wieder den Lehrer dran gekriegt. Sie legten in das Waschbecken im Klassenzimmer Trockeneis aus. Der Lehrer wollte nur den Schwamm auswaschen. Er drehte den Wasserhahn auf. Es begann fürchterlich zu qualmen. Er drehte den Hahn noch mehr auf. Nun konnte er das Waschbecken und den Einbauschrank nicht mehr sehen. Er schickte die Kinder raus auf den Schulhof. Er löschte weiter mit dem Feuerlöscher. Der Chemielehrer von nebenan kam um zu helfen. Er merkte dann aber sofort am kühlen angenehmen Nebel, es war nur Trockeneis.

Fritz Schmalzhacksenederer, ebenfalls aus der Hildastraße – er ist jetzt mit Frau Weber befreundet - kommt zur Türe rein. Das Buffet in der Küche wird eröffnet. Man bedient sich mit verschiedenen Häppchen. In der einen Hand ein Proseccoglas und in der anderen ein Tellerchen mit Essbarem, so geht man von Bild zu Bild. Fachmännisch begutachtet man die ausgestellten Exemplare. Zum Nachbar sagt man: „Ich verstehe nichts von der Kunst, aber die Bilder sind schön!“ Man findet jede Stilrichtung; da einen „Goja“, dort einen „Van Gogh“, hinter der Diele einen „Paul Signac“, dann wieder einen „Rousseau“ und im Wohnzimmer einen „Franz von Stuck“. Nur, die waren besser. Es fängt halt jeder an! Im Atelier hat James sein Hauptwerk hängen. Es ist der Akt seiner Freundin Claudia. Es ist alles drauf, nur für die Nase, Augen, Ohren und das Haar war die Leinwand zu kurz. Aber, die für die Männer wichtigen Teile sieht man gut, obwohl Claudia ganz anders gebaut ist.

In der Mitte des Ateliers sitzt nun James auf einem Stuhl. Die Beine hat er übereinander gekreuzt. Auf der Nase, vor seinen Augen, hat er eine Brille.
James möchte aus seinen Werken lesen. Er hat etwas Lampenfieber. Man sieht es an den Schweißperlen an der Stirn. Seine Knie zittern.
James hat bereits im Ortenberger Narrenblatt ein Gedicht veröffentlicht. Eigentlich möchte er keine Gedichte veröffentlichen, weil er Angst hat, dass er sich im Dorf blamiert. Doch der End machte ihm Mut. Denn jeder fängt mal schlecht an, wird dann immer besser und besser! Er berichtet noch, daß ARTtoUS e.V. seit dem 12.3.2006 seine Gemeinnützigkeit hat. Aber weiter möchte er nicht ablenken. Er beginnt nun mit einen Gedicht:

 

Kirschen

Ich und Du
Und Müllers Kuh!
Ein Kaffee,
Und die Milch dazu.

Einen Schwarzwälder
Mit Kirschen.
Mit Kirschen
Ohne Stein.
Einen Schnaps aus Kirschen,
darf es auch sein?

Im Mondenschein
Auf einem Baum
Mit Kirschen,
So rot wie Deine Lippen.
Ein Kuss dazu
Auf die Backen
Leuchtet rot wie Kirschen
Im Mondenschein.

 

Das Publikum klatscht. James trägt ein weiters Gedicht vor:

 

An Claudia

Der Tau einer Rose
ist wie der Duft des Meeres
wie Diesel im Tank
und Sternen zur Erde

Mann - bin ich verliebt.

 

Das Publikum ist eine Weile stumm, doch dann wird geklatscht.. James ist es sehr heiß in seiner Haut.
Nun liest er eine Kurzgeschichte:

„Wo ist das große scharfe S?“

Hallo ich bin einfach von der Logik ausgegangen. Es gibt kleine Buchstaben, wie a,b,c,..ß, usw. und es gibt große Buchstaben wie A,B,C, usw. Aber, wo zum Teufel ist das große scharfe S? Ich habe jede Taste auf der Tastatur abgesucht, die Tastatur umgedreht – ich finde kein großes scharfes S.
Dann habe ich mir überlegt, welche Wörter mit großem scharfen S beginnen. Ich überlegte und überlegte, mir fielen keine ein. Stell dir vor, kein einziges Wort fiel mir ein. Dann dachte ich, drehe das Wort einfach um, wie ßaF (Faß). Hier hatte ich ein Problem, dieses Wort auszusprechen, auch ßapS (Spaß). Vielleicht wurde das große scharfe S nicht eingeführt, weil man es nicht sprechen kann? Oder, unsere Sprachwissenschaftler und Politiker haben das große scharfe S einfach vergessen und in der Schule wurde das Sprechen mit dem großen scharfen S nicht geübt: wie aaa,bu,szee,...hmmmm, hnnnnn, usw. Ich kann es so gar nicht schreiben, wie wir es in der ersten Klasse ausgesprochen haben.

James möchte aufstehen, aber das Publikum tobt!
James liest nun ein Gedicht als Zugabe:

Liebe

Das Lächeln wird deine Augen streicheln.
Ein Kuss deinen Mund bereisen.
Eine Hand wird deinen Rücken fühlen.
Der Mond wird die Sonne berühren.
Am Himmel sind Sterne glücklich.
Mensch, was ist passiert?

 

In der nächsten James Blackforest Geschichte geht es weiter:
“Wenn in Ortenberg im Frühling die Bäume blühen!“

25.03.2006

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