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Die Geschichten: James Blackforest

Oh, diese verdammten Schnecken! 18. Oh, diese verdammten Schnecken!

James ist wieder zu Hause in Käfersberg. „Der „End“ ist ja ein ganz Wilder“, berichtet James Claudia, die mit ihm auf dem Sofa im Wohnzimmer liegt und deren Füße, wie in den amerikanischen Filme aus den sechziger Jahren, gekreuzt über den Tisch liegen: „...Der kauft sich Gummibärchen und gestaltet in Puchheim eine ganze Garagenwand damit! Sein Malerfreund Glenn Rossiter hat mit Lackfarben am Wochenende ein Garagentor gestaltet. Er ist der „Speedy Gonzales“ unter den Garagentormalern in Pucheim. Innerhalb von nur zwei Tagen malte der ein geniales Garagentorbild. Er brauchte nur ein paar Stunden!“

Dann unterhält man sich über den Braunbären Bruno.
„Das ist wirklich schade, dass der tot ist“, beklagt sich Claudia. „Über drei Wochen verfolgten finnische Bärenjäger mit ihren Hunden den Bären, ohne Erfolg. Fahrradfahrer und Wanderer sahen ihn fast täglich. Manche folgten dem Bären, manche sogar zwei Stunden und länger. Aber, die finnischen Bärenfänger waren nicht in der Lage den Bären zu fangen. Einer Ihrer Hunde holte sich sogar eine blutige Nase. Die Bärenfänger schoben einen Patzen Geld in die Tasche und gingen ohne Bären nach Hause. Am nächsten Tag, so gegen 4.00 Uhr, legt sich ein Jäger auf die Lauer und schießt ihn einfach ab.“, so der James ungläubig!

„Weißt Du, James“, fährt Claudia fort, „ist das nicht komisch und merkwürdig? Urlauber sehen den Bären und die Bärenjäger suchen dort, wo er gerade war – über drei Wochen lang! Dann kommt ein Jäger und schießt ihn einfach ab. Dies ist wirklich zum Lachen, wenn es nicht so ernst wäre! Ich glaube, irgend jemand möchte uns da einen Bären aufbinden und ich möchte nicht wissen, was der Jäger dafür bezahlt hat!“
„Gehen wir Eis essen, Claudia?“, schlägt James vor.
„Ja, warum nicht! Und hinterher gehen wir an den Schutterwälder Baggersee baden.“, so Claudia.
„Gute Idee! Genau das machen wir“, bestätigt James.

Claudia und James packen die Badesachen zusammen. Über die Zehntfreistraße fahren sie nach Offenburg an den Stadtbuckel. Dort finden sie bei der ehemaligen Reichskanzlei einen Parkplatz .Das Straßenpflaster scheint unter der heißen Sonne zu flimmern. Gegenüber, dort wo ein Reststück Gleis vom „Entenköpfer“ (Schmalspurbahn) als Denkmahl in der Straße eingelassen ist, ist eine Eisdiele. Claudia und James machen große Augen als sie Angela, Claudias Tochter und Robert bereits dort an einem Tisch sitzen sehen.. Man begrüßt sich und tauscht Neuigkeiten aus. James und Claudia nehmen am gleichen Tisch platz. Man hat von hier aus einen schönen Überblick über den Stadtbuckel. Angela und Robert haben zwar die Eiskarte schon studiert, aber noch nicht bestellt. James und Claudia prüfen die abgebildeten Eisvariationen in der Eiskarte.

Die Bedienung nimmt die Bestellung entgegen. James berichtet Robert und Claudia von der „Zieboldischen Mühle“ die zum Jugendzentrum wurde und dann trotz großer Proteste der Bevölkerung in den siebziger Jahren abgerissen wurde.

Die Bedienung bringt die bestellten Eiskreationen. James hat ein Spaghetti-Eis, Claudia den Schwarzwald-Becher, Angela einen Bananensplit und Robert den Becher nach „Art des Hauses“.

Der lange Winter ist längst vergessen. Die Sonne brennt und manche Leute haben nichts anderes zu tun, als sich über die Sonne zu beschweren.

„Wenn ich einen Sonnenbrand habe und kräftig schwitze und vor lauter Hitze nichts mehr machen möchte, als in einen kühlen See zu springen, dann ist das für mich Sommer“, kommentiert James.

Das kühlende Eis ist gegessen. Man zahlt. Gemeinsam fahren sie nun, die Familie James Blackforest, wenn man es so nennen darf, an den Schutterwälder Baggersee. In der Seestraße findet man einen Parkplatz. Zu Fuß geht es weiter an den Waldrand, wo man noch einen schönen Platz zwischen weiteren Badegästen findet. Überall liegen Körper – manche haben nur eine Badehose an, andere tragen Bikinis oder nur einen gewöhnlichen Badeanzug. Es gibt schlanke Körper, rundliche, dickbäuchige, kleine und große. Manche haben einen Sonnenbrand und wiederum andere weiße Stellen von einem Körpergewand. Der eine hat einen Hut auf und andere liegen unter einem Sonnenschirm.


Der Montag ist nun mal, wie es so im Leben kommen kann, regnerisch. Frühmorgens steigt James in sein Auto und fährt über den Käfersberger Weg nach Offenburg in die Heinrich-Herz-Straße zur Firma Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden. Am Parkplatz sammelt er zunächst das Papier und die dürren Äste ein. Nun steht er vor dem Haupteingang.

„Mich laust doch der Affe“, flucht James. Die Blüten der Pflanzen sind weggefressen und überall über den Pflanzen verteilt liegen rote Nacktschnecken wie auf einem Sofa und fressen genüsslich an den Pflanzen. Dazu fehlt nur noch ein prämierter Riesling vom Schloss. Frau Verena Wackelpudding kommt aus der Tür, um eine zu rauchen.

„Du machst aber ein Gesicht, James, wie ein bayerischer Leberkäs! Was ist denn los?“, so Verena. Verenas Augen folgen James Blick und sehen, was die Schnecken angerichtet haben.
„Oh diese schönen Blumen“, zwitschert Verena traurig.
„Solche Saubären, kaum ist es feucht und wir haben wieder eine Plage“, brummelt James, „Aber jetzt ist Hinrichtung! Es gibt rote Nacktschnecken, eingelegt in Himbeeressig, mit Zwiebeln und Gurken zum Mittagessen!“
„James, bitte nicht töten!“, bittet Verena, „Sammle doch Du sie ein und ich bringe sie dann rüber zur Kinzig.“(Fluss aus dem Mittelschwarzwald, der bei Kehl in den Rhein fließt.)

Aus dem Kuckucksuhren-Warenversand holt James eine Klarsichtshülle. Mit einer Tortenzange hebt er nun die Nacktschnecken vorsichtig in die Klarsichthülle. Nachdem die letze eingesackt war, geht er eilig in den Kuckucksuhren-Warenversand und schweißt dort die Klarsichtshülle zu.

Verena Wackelpudding traut ihren Augen nicht, als James die eingeschweißten Schnecken mit dem ausgestrecktem Arm präsentiert.

„Was machst Du mit den armen Tieren, James, die ersticken doch“, schimpf Verena.
„So mach doch mit dem Locher Löcher rein, wenn Du Angst um sie hast. Also hier sind die Viecher!“, so der James.

Verachtend reißt Verena die eingeschweißten Schnecken aus James Hand. Vorsichtig mit einer Nadel durchbohrt Verena die Hülle. Maya Rumberg, die neue Kollegin, hatte sich vor Ekel die ganze Zeit hinter einem Schreibtisch versteckt. Nun kreischt sie: „Verena, raus mit den Schnecken, Pfui Teufel, igitt-igitt!“

Nun kam Leben in die Bude!

Am Abend ist James wieder zu Hause in Käfersberg. Er liegt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Draußen ist es noch hell, aber der Mond ist schon da und die Nacht bricht auch schon langsam herein. Dem James fallen die Augen zu.

Weißer Nebel zieht auf. James kennt das von irgendwo her. Er hört eine weibliche Stimme, er schlägt die Augen auf. Der Wohnzimmerteppich, die Möbeln und die Wände sind mit einem weiß-silbrigen Schleim überzogen. Vor ihm steht eine riesige Schnecke im graubraunen Kleid.

„Hallo Arion!“ begrüßt James Arion Ater, die Königin/König aller Schnecken nördlich der Alpen.

Schnecken sind ja zweigeschlechtlich! Siehe dazu auch die Geschichte Nr. 3: „Das Schneckenballett“.

Sie setzt sich neben James auf das Sofa und umarmt James und gibt ihm einen Kuss auf den Mund.

„Vielen Dank James, dass du meine Untertanen nicht getötet hast.“, flüstert Arion.
„Aber warum muss Dein Volk immer die schönsten Blumen wegfressen?“, fragt James aufgebracht, „Es gibt doch genügend vermodertes Laub und genügend Unrat, über das Dein Volk herfallen kann und soll!“
„Im Grunde ist das richtig, was Du sagst. Aber, lieben Menschen nicht Eis, Torten, Pralinen und Alkohol? Das dient ja auch nicht unbedingt als Nahrung und tut vielen Menschen überhaupt nicht gut. Viele rauchen sogar Tabak und ruinieren ihre Gesundheit damit“, antwortet Arion James cool.
„Schnecken mögen auch mal Abwechslung und Vergnügen, auch wenn es dem Menschen nicht gefällt. Die Erde ist schließlich nicht alleine nur für den Menschen da. Sie gehört auch den anderen Lebewesen, die da wohnen. Aber der Mensch nimmt sich das Recht heraus, alles zu kontrollieren und zu beherrschen. Dabei kann er es nicht einmal richtig. Wieviel Natur wurde schon durch den Menschen unwiderbringbar zerstört. Nicht alleine durch Kriege, auch durch die Ausbeutung der Naturressourcen und rücksichtlose Weiterverarbeitung und Veredelung von Naturstoffen und Energien. Die Schiffe, die ihr Altöl ablassen, die Flugzeuge, die ihren Treibstoff in der Luft ablassen, die Autos mit ihre Abgasen. Die Erde ist durch den Menschen zu einem unsicheren Ort geworden. Menschen gelten als hervorragende Wissenschaftler und Vorbild für die Menschheit, wenn sie eine Bombe entwickeln, die die ganze Menschheit und die Erde zerstören kann. Und dann gibt man diese solch dummen Menschen wie Politikern in die Hände. Ist das nicht pervers?“, so Arion weiter.
„Ja - ja, du hast ja völlig recht Arion“, stimmt James klein bei, „Was sind die zerfressenen Blumen gegenüber dem, was der Mensch der Erde und letztlich sich selber und den anderen Lebewesen antut!“
„Lieber James, ich habe Zahnschmerzen und habe eine riesige Angst vor dem Tierzahnarzt. So in einer Stunde habe ich einen Termin bei der Tierzahnärztin Dr. med. vet. dent. Maria Trollinger in Tübingen. Magst Du mitkommen?“, säuselt Arion.
„Nein lieber nicht“, antwortet James.
„Aber was hast Du mit den Zähnen?„, fragt James weiter.
„Eine Zahnwurzel ist vereitert und Maria möchte eine Wurzelbehandlung mit anschließender Wurzelspitzenresektion machen“, gibt Arion James zur Antwort. „Ich gehe jetzt!“

Arion umarmt James wieder und gibt ihm einen weiteren Kuss auf den Mund. Es riecht leicht nach Vanille. James macht die Augen wirklich auf. Claudia hält James umarmt. James ist ein wenig irritiert. War es Claudia, die gerade eben den Kuss gab oder war es Arion, die sich verabschiedete, weil sie zum Zahnarzt musste?
„Hast du was Süßes geträumt“, fragt Claudia süffisant.

 

Die nächste James Blackforest Geschichte:
„Was machst Du mit den Einwegpaletten?“

04.08.2006

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